55 Tote in der Julia-Kolonie

Die Bergmannssiedlung wird regelrecht umgepflügt

Man ging nun noch einen Schritt, um durch weitere Differenzierung des Warnsystems Zeit herauszuschlagen. So wurde am 1. Oktober 1944 der zweimalige kurze Sirenenton eingeführt. Das bedeutete allerdings Gefahr. Gleich am 2. Oktober war er zweimal zu hören. An diesem Tage gab es insgesamt siebenmal Alarm.

Am 6. Oktober wurde Dortmund angeflogen. In Wanne-Eickel kam ein russischer Kriegsgefangener durch Bombeneinwirkung um. Am 9. Oktober folgte ein schwerer Angriff auf Bochum, bei dem auch in Wanne-Eickel an der Hofstraße und an der Lutherstraße durch Bomben Sachschaden angerichtet wurde. Am 12. Oktober erlebte unsere Stadt einen der verlustreichsten Angriffe. Im Bombenregen starben 92 Männer, Frauen und Kinder, ferner 14 ausländische Arbeiter. In Holsterhausen lag der Schwerpunkt der Verluste, Eickel und Wanne-Süd wurden mitbetroffen.

 

Die Röhre des Schmiedesbaches wird zum Schutzraum

In Holsterhausen gab es eine Röhre, die von der Rottbruchstraße aus durch den Bahndamm in Richtung Zeche Julia führte und bei Alarm Anwohnern auf der oberen Hermann-Göring-Straße (Bielefelder Straße), aus der Juliakolonie und aus der Rottbruchstraße als Schutzraum diente. Hier floss der Schmiedesbach unter der breiten Köln-Mindener Eisenbahnlinie durch. Ursprünglich war dieses Rohr für Luftschutzzwecke sehr unzulänglich, vor allem, als Bomben größeren Kalibers fielen.

Inzwischen war es aber von Anwohnern erweitert und befestigt worden und der Bachlauf war abgedeckt. Nach und nach erhielt der Stollen eine Breite und Höhe von je 1,50 Meter. Licht wurde installiert, ein Ofen aufgestellt. Auch Bänke kamen hinein. Die Eingänge wurden in Beton gefasst, auf beiden Seiten Schleusen angelegt. Am Ende bot der 100 Meter lange Stollen 150 Menschen bequem Platz; wenn es hoch herging, waren es sogar bis zu 300. In der Hauptsache aber blieb der Stollen Durchgangsweg zum großen Stollen in der Julia-Steinhalde, der 1.000 Menschen fassen konnte. Am 12. Oktober wurden 300 Menschen durchgeschleust. Etwa 200 blieben unter dem Bahndamm, darunter auch die Besatzung von zwei Eisenbahnlokomotiven.

 

Mit zwei Lokomotiven beginnt das Verhängnis

Mit den Loks begann an diesem Tage das Verhängnis. Sie kamen, als um 10 Uhr Alarm gegeben wurde, aus Richtung Hauptbahnhof und hielten direkt über dem Stollen. Und da es taghell war, wurden sie bald zum Ziel eines Bombers. Zwei schwere Geschosse sausten herunter. Das erste traf den Bahndamm seitlich und richtete keinen großen Schaden an, die zweite Bombe aber schlug zwischen den beiden Lokomotiven auf den Schienen auf, grub sich in den Schotter und explodierte über dem Mauerwerk etwa in der Mitte des Stollens.

 

Die beiden Loks rutschen in den Bombentrichter

Damit nicht genug! Die beiden Lokomotiven rollten, die eine von rechts, die andere von links, in den Bombentrichter hinein. Der Stollen brach in der Mitte ein, und im Nu waren 15 Menschen verschüttet. Unmittelbar neben der Einbruchstelle saßen Rosa Stawinski, Hermann-Göring-Straße 203, ihre Schwiegermutter und ihre Kinder Ullrich, Eberhard, Leo, Christel und Helga. „Wir kamen noch soeben mit dem Leben davon“, sagte sie der WAZ. „Zwei Plätze neben mir holte der Tod seine Opfer.“

Bergleute der Zechen Julia und Shamrock bargen die 15 Verschütteten: Aus der Hermann-Göring-Straße waren es Katharina Adamczak, Johann und Stanislawa Cugier sowie ihr Enkelkind Magdalene Klemczak, Anna Bonczik, Hedwig Pillig, Anna Mariak, Stanislawa Tomczak, Hulda Brenner, Franziska Grabosch; aus der Rottbruchstraße Juliane Ziscak, Karl Dömann und Jakob Betnarek; aus der Buschkampstraße Sophia Nowaczik und Gertrud Kulas.

Ein Hilfszug mit Kran zog die beiden Lokomotiven aus dem Trichter wieder heraus. Bei den Bergungsarbeiten wurden auch russische Kriegsgefangene eingesetzt. Sie arbeiteten ebenso verbissen wie die anderen. Einer von ihnen, ein junger Bursche, rutschte dabei aus und geriet in den Krater. Er verschwand in einer Lawine von Sand. Die Bergleute scharrten mit bloßen Händen. Es war zu spät. Der junge Russe erstickte.

 

Fliegeralarm mitten in der Kartoffelernte

Aus der Holsterhauser Bergmannssiedlung am Stadtrand waren viele Leute waren bei der Kartoffelernte, als gegen 10 Uhr Alarm ausgelöst wurde. Wer zu Hause geblieben war, beeilte sich, zu einem Schutzraum zu kommen. Sophie und Georg Riepe liefen zum Stollen hinter dem Hause In der Siedlung Nr. 2, ihre Nachbarin Frau Eichwald zog den weiteren Weg zum Tiefbunker auf dem Holsterhauser Markt vor.

Das Misstrauen zur Zuverlässigkeit der Gartenstollen war allerdings auch in Holsterhausen schon erwacht. Gustav Kühn aus dem Sandfortsweg stand unschlüssig vor seinem Siedlungshäuschen. „Komm doch mit in den Stollen“, hatte ihm Georg Riepe im Vorbeigehen zugerufen, aber er wollte nicht. Dann hörte er das Brummen der aus Richtung Recklinghausen anfliegenden Maschinen und kurz darauf die ersten Einschläge weit im Norden. Blitzschnell warf sich Gustav Kühn unter eine Ligusterhecke in seinem Garten.

Im Gartenstollen drängten sich die Menschen. Er lag zwischen Sandfortsweg, Am Schmiedesbach und In der Siedlung, hatte einsteinige Wände, eine 30 cm dicke Betondecke mit Erdaufschüttung und fasste 30 Personen.

 

Den Gartenstollen hat niemand mehr lebend verlassen

Es war wenige Minuten nach 10 Uhr, als das Unheil hereinbrach. Die Bergmannssiedlung wurde geradezu umgepflügt. Gustav Kühn zog unter der Ligusterhecke Kopf und Beine ein. Ringsherum donnerten die Explosionen, Splitter pfiffen durch die Luft und aufgeworfene Erde regnete herab. Als der Sturm vorbei war, nahm er den Kopf aus dem Sand. Er war unverletzt geblieben, aber die Umgebung hatte sich verändert. In seinem Garten gähnte ein riesiger Bombentrichter, ein Apfelbaum lag entwurzelt daneben, Nachbarhäuser waren beschädigt und zerstört.

Am Schmiedesbach hatte das Haus Nr. 4 einen Treffer bekommen. August Kalwa saß allein im Keller, verschüttet, eingeschlossen von den Trümmern. Ebenso erging es Emil Schuster, Besitzer des Hauses Nr. 7. Er lag eingeklemmt unter der Kellertreppe. Eine Bombe hatte sein Haus getroffen und die Wände des Nachbarhauses Gruhn mit eingerissen. Insgesamt 19 Bomben gehörten zu dem stählernen Regen auf die Siedlung. Aber das alles verlor an Bedeutung gegenüber dem Anblick, den der Gartenstollen bot. August Kalwa und Emil Schuster konnte man aus den Trümmern ihrer Häuser befreien, den Gartenstollen aber hat niemand mehr lebend verlassen.

 

“Wir mussten Papiertüten nehmen, um die Gebeine der Opfer zu bergen”

Man brauchte Nerven, um das Bild zu ertragen. Wo der Stollen war, sah man einen Krater. Aus aufgeschütteter Erde wühlte man nach und nach die Opfer heraus, zerfetzte Körperteile, Kleidungsstücke, auch Uniformteile. Man versuchte, die Menschen zu identifizieren, man bemühte sich, zusammenzufügen, was einmal ein Mensch war. „Wir hatten nicht einmal Särge. Wir mussten Papiertüten nehmen, um die Gebeine der Opfer zu bergen.“ Die Grausamkeit des Bombenkrieges lässt sich kaum deutlicher ausdrücken als durch diese Worte eines Helfers.

Es hat lange gedauert, ehe auch das letzte Opfer gefunden war; denn anfangs wusste niemand zu sagen, wie viele Menschen den Stollen aufgesucht hatten. Nach und nach wurden die Toten identifiziert: aus dem Sandfortsweg waren es Georg Riepe und seine Frau Sophie; aus der Straße Am Schmiedesbach Berta Kalwa, Elisabeth Peters, ihre Kinder Heinz und Rudi sowie ihre Eltern, Heinrich und Elisabeth Riese; aus der Industriestraße Paul Wiemeier und Anna Motala; aus der Straße An der Ziegelei Amalie Schmidt; aus der Straße In der Siedlung Hedwig Schneider, ihre Tochter Dorothea und ihre Schwester Emilie Mersmann, Anna Kubutsch, Stanislaus und Maria Tomaschewski und ihre Tochter Elisabeth, Ludwig und Gerda Lusmöller mit Töchterchen Friederike, Marianne Franzkowiak und ihre Kinder Bernhard, Herbert und Helmut.

Sohn Heinrich Franzkowiak kam nach dem Angriff von der Bahn, wo er als Eisenbahner Dienst machte, und war erschüttert von dem, was er von seiner Familie noch fand. Als er seine Mutter sah, entdeckte er, dass man ihren goldenen Ehering gegen einen Ring aus Blech vertauscht hatte. Vater Leo Franzkowiak war nicht in den Stollen gegangen. Er hatte in seinem Garten einen eigenen kleinen Stollen. Auch er fand beim Angriff vom 12. Oktober den Tod.

Seine Schwiegertochter erzählte der WAZ: „Er war nie ein guter Gefolgsmann Hitlers gewesen. Die Partei hatte ihm gelegentlich die Polizei in die Wohnung geschickt. Wer weiß, was ihm alles erspart geblieben ist. Kaum wurde am 12. Oktober Entwarnung gegeben, stand die Gestapo mit der grünen Minna vor der Tür, um ihn abzuholen.“ Der Bombentod ist den Männern um wenige Minuten zuvorgekommen.

 

Ein Pfarrer soll am Grab stehen - und kein NSDAP-Bonze

Die Opfer wurden im Eickeler Volkspark beerdigt. Die NSDAP hatte die Trauerfeier organisiert, aber der Särge mit der Leiche von Frau Franzkowiak fehlte. Man musste ihn erst vom Waldfriedhof holen, wo er stehen geblieben war. Niemand ahnte den Grund oder gar eine Absicht. Und doch hatten helfende Hände hier dazu beigetragen, dass ein letzter Wunsch von Frau Franzkowiak auf diese Weise erfüllt wurde. Zu Lebzeiten hatte sie darum gebeten, dass an ihrem Grabe ein Pfarrer stehen soll und nicht etwa der Ortsgruppenleiter. Als ihr Sarg in Eickel eintraf, war die Feierstunde der Partei schon vorüber, die Verbände der NSDAP verließen gerade den Friedhof. Ein Pfarrer sprach, genau so, wie sie es sich gewünscht hatte, an ihrem Grabe die letzten Worte.

Es war eine sehr ergiebige Ernte, die der Tod in der Holsterhauser Stadtrandsiedlung hielt, aber er begnügte sich immer noch nicht. Als vier Stunden nach dem Angriff die Zeitzünderbombe im Garten von Gustav Kühn hochging, kamen die Anwohner noch mit dem Schrecken davon. Das Geschoss, das vor dem Hause In der Ziegelei 15 in die Straße gedrungen war, bedeutete aber eine solche Bedrohung, dass Bergmann Friedrich Schulz selbst die Initiative ergriff. Nachbar Stammler warnte ihn noch, denn Schulz hatte vom Bombenentschärfen keine Ahnung, aber es war vergeblich. Schulz begann mit der Arbeit und wurde von der explodierenden Bombe zerrissen. Von ihm ist nichts mehr gefunden worden. Todestag: 16. Oktober 1944.

In der Juliastraße standen die Bewohner noch vor den Häusern, als man in der Luft schon die Silbervögel glitzern sah. „Jetzt wird es aber Zeit“, rief Johann Firley seinem Nachbarn Karl Klimpel zu, der dann zusammen mit Otto Krüger als letzter in den Luftschutzkeller des Hauses Nr. 3 ging. Firley suchte den Erdstollen an der Juliastraße auf, der für 20 Personen eingerichtet war und etwa acht Meter Deckung hatte.

 

Ein Pferd trabt verlassen über die Trümmerwüste

Nach dem Angriff stand das Haus Juliastraße 3 nicht mehr. Bäume lagen entwurzelt umher, ein Pferd, das sich von einem Wagen losgerissen hatte, trabte verlassen über die mit Trümmern besäte Straße.Die Männer stürzten aus dem Stollen und sahen das Chaos. Bergmann Valentin Weyhof, Juliastraße 9, fand in seinem Kleiderschrank ein Stück der Steintreppe aus dem gegenüberliegenden Haus Nr. 3. Frau Nebel, Juliastraße 1 a, entdeckte auf dem Dachboden eine Nähmaschine. Sie gehörte Frau Krüger, ebenfalls aus dem zerstörten Haus Nr. 3.

Die Leute aus dem Stollen machten sich sofort an die Bergungsarbeit, bald kam ein Rettungstrupp von der Zeche Mont Cenis zu Hilfe. Dann fand man die Opfer: Karl und Martha Klimpel, Elisabeth Terwei, Paula Lotte, Helene Juchbäumker, ihren Sohn Karl und ihren Vater Heinrich Wittlake, dessen Frau zufällig einkaufen gegangen war; ferner Bergmann Otto Krüger, seine Frau Olga und sein Töchterchen Erika. In der benachbarten Mittelstraße (heute Teil der Juliastraße) ist das Haus Nr. 1d getroffen worden. Die Bombe drang bis in den Keller, wo Frau Katharina Janski ums Leben kam. In der Buschkampstraße erhielt das Haus Nr. 17 einen Volltreffer. In den Trümmern starben Bergmann Aloysius Krüger, seine Frau Marianne und sein Töchterchen Anneliese, außerdem seine Mutter Rosa Krüger, Adolf-Hitler-Straße Nr. 139 (Stöckstraße), die gerade bei ihrem Sohn zu Besuch war.

 

Schreckliche Funde an der Dorneburg

Die abwesenden Männer aus der Juliakolonie waren fast alle zur Schicht. Sie ahnten bereits Schlimmes, als sie unter Tage die Erschütterungen spürten, aber keiner nahm an, dass es so schlimm sein könnte. Tatsächlich waren, als sie die Zeche verließen, in der Juliakolonie und in der Bergmannssiedlung bereits 55 Menschen umgekommen. Sie erfuhren es erst spät, weil die Zeche Julia selbst erheblich betroffen worden war. Eine Bombe hatte ins Maschinenhaus eingeschlagen, so dass die Förderung still lag. Ein Blindgänger in Schachtnähe gefährdete die Betriebsanlage. Das Kesselhaus hatte auch etwas mitbekommen; in der Grube gab es weder Druckluft noch Licht.

Nach dem Angriff erhielt Polizeimeister Schönfeld in Eickel von seinem Revierführer den Auftrag, die Schadensstellen in Eickel und Holsterhausen aufzusuchen. Auf seinem Wege begleitete ihn Blockwart Walter Niklas. Die beiden Männer gingen Richtung Holsterhausen und kamen zuerst an den Stollen hinter dem Hause Dorneburger Straße 22, genauer gesagt an das, was von dem Stollen noch übriggeblieben war. Ein großer Erdtrichter, durcheinandergewürfeltes Holz - das war alles. Nachbarn hatten schon die Bergungsarbeiten aufgenommen. Jemand stieß mit dem Fuß gegen einen Erdklumpen. Bei näherem Hinsehen wurden daran Haare entdeckt. Es war die abgerissene Kopfhaut eines der Opfer. Etwas weiter lag eine abgerissene Hand in aufgewühlter Erde, abseits auch noch ein Bein.

Betreten schwiegen die Menschen angesichts dieser Funde. Dann wies jemand auf eine tote Katze. Man hatte sie erschlagen, als sie ein Stück Fleisch wegtragen wollte. Es kostete Überwindung, mit alldem fertig zu werden. Wilhelm Türk, Besitzer des Hauses Dorneburger Straße 22, hatte den Stollen für seine Angehörigen und die übrigen Hausbewohner gebaut. Er fasste etwa 15 Personen, aber nur drei hatten bei dem Angriff darin Schutz gesucht: Elisabeth, die Tochter von Wilhelm Türk, Barbara Hartmann und Uhrmacher Paul Lehmkuhl. Sie müssen sofort tot gewesen sein. Alle anderen Hausbewohner hielten sich zum Zeitpunkt des Angriffs nicht an der Dorneburg auf.

Zehn Meter weiter, hinter dem Haus Dorneburger Straße 24, lag noch ein Stollen. Auch er war an diesem Tage fast leer. Nur Christine Tielsch und Maria Volk hatten ihn aufgesucht. Beide flogen die Treppen des Stollens hinunter, well beim Betreten schon die ersten Bomben fielen. Ein paar Minuten blieb es dann ruhig, schließlich brach alles über ihnen zusammen. Aber beide hatten sich an diesem Tage in die Nische des Stollens gehockt, die Josef Tielsch angelegt hatte. Diese Nische wurde für beide Frauen die Rettung. Frau Tielsch wurde von einem abstürzenden Balken zwar am Hals schwer getroffen, aber sie kam ebenso wie Frau Volk lebend wieder heraus.

Vor dem Hause Dorneburger Straße 24 hatte Milchhändler Hermann Sudbrack, Hermann-Göring-Straße 33 (Bielefelder Straße), einen Verkaufsstand. Als ihn Frau Tielsch am Morgen des 12. Oktober sah, sprach sie ihn an: „Herr Sudbrack, ich habe heute nacht von Ihnen geträumt. Sie standen im Nachthemd vor meinem Bett und haben zwei Milchkannen aneinandergeschlagen.“ Sie amüsierte sich darüber, aber der Milchhändler war schockiert. „Dat is dat Daunhemd“, sagte er und meinte damit das Totenhemd. Das Zusammenschlagen der Milchkannen brachte er vermutlich mit Bomben in Zusammenhang. Jedenfalls hielt ihn nichts mehr an der Dorneburger Straße. Er fuhr mit dem Wagen sofort ab nach Hause. Als der Alarm kam, verließen alle das Haus Hermann-Göring-Straße 33, nur Hermann Sudbrack blieb zurück und wurde ein Opfer des Angriffs. Das Haus erhielt einen Volltreffer.

Die beiden Männer, die unterwegs waren, um die Schadensstellen zu besehen, Polizeimeister Schönfeld und Weiter Niklas, haben sich bei Ihrem Rundgang nur einen kurzen Überblick verschaffen können. Sie wandten sich von der Dorneburger Straße der Gartenstadt zu, wo es an diesem Tage weitere Opfer gab.

 

Mit der toten Schwester auf dem Handkarren zur Leichenhalle

An der Katzbachstraße (Tulpenweg) war dort, wo das Haus Nr. 1 gestanden hatte, nur noch ein Trümmerhaufen, vom Nachbarhaus Welling, Katzbachstraße 3, eine Seite weggerissen. Viele helfende Hände waren bereits bei der Bergungsarbeit. Walter Niklas stieg in den Keller des Hauses Nr. 1. Die Wände waren eingestürzt, nur noch ein schmaler Gang führte weiter in die Tiefe. Hier versuchten zwei Männer, vom Stahlhelm geschützt, mit Hammer und Meißel einen Mauerblock herauszuhauen. Zwischen Block und der Betondecke war eine Frau eingeklemmt Sie lebte nicht mehr. Vor dem Angriff hatte die Frau noch vor dem Hause gefegt. Es war Christine Hückelkamp, die bei dem Angriff mit ihrer Mutter und mit ihrer Schwester Hedwig allein im Keller des Hauses war.

Nach dem Volltreffer konnte sich Hedwig Hückelkamp mit eigener Kraft aus den Trümmern herausarbeiten. Auch ihre Mutter überstand lebend den Angriff. Christine Hückelkamp konnte nur noch tot geborgen werden. Ihre Schwester Hedwig fuhr sie mit einem Handwagen in die Leichenhalle des St.-Marien-Hospitals.

 

 

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