Daniel Bonacker:

vom Sonntagspütt zur Zeche Schrotthaufen

 Ein höchst erfolgreicher Unternehmer, der bei seinesgleichen dermaßen unten durch war, dass es schon gegen den guten Ton verstieß, wenn man seinen Namen in den feinen Kreisen nur aussprach - so jemand ist wirklich ausgesprochen selten.
Dass man in kürzester Zeit aus einer alten Schachtanlage die modernste Zeche im Umkreis machen kann - um sie dann in weiteren 25 Jahren völlig zu Grunde zu richten, kam auch nicht häufig vor.
Und dass man sich als einer der reichsten und politisch einflussreichsten Leute am Ort durch Niedertracht und Bosheit so unbeliebt macht, dass man öffentliche Dresche bekommt - das hat es wohl nur in Röhlinghausen gegeben.

Daniel Bonacker hieß der Quälgeist und wurde im Jahr 1894 Chef der Zeche Königsgrube. Der ehemalige „Sonntagspütt“ war bei den Bergleuten beliebt, weil er unter Tage ein angenehmeres Klima (im wahrsten Sinne des Wortes) bot als die anderen Zechen. Etwas angestaubt war sie allerdings, die älteste Zeche auf Wanne-Eickeler Gebiet, als der damals 38jährige Sauerländer ihr neuer Leiter wurde.
Kaum angetreten gab Bonacker Gas und brachte Königsgrube in kurzer Zeit auf den damals modernsten Stand. Dass er dabei mit „seinen“ Arbeitern ziemlich ruppig bis ignorant umging, machte ihn bei der Belegschaft nicht gerade beliebt. Aber auch im Röhlinghauser Gesellschaftsleben schaffte sich Bonacker mit Bösartigkeiten, Starrsinn und Rechthaberei ziemlich schnell ziemlich viele Feinde.

Aber „sein“ Pütt florierte. Sehr zur Freude der überwiegend in Magdeburg ansässigen Aktionäre, die sich wegen der alljährlichen Dividenden von 30 Prozent begeistert die Hände rieben. Allerdings „vergaß“ Bonacker, in die Königsgrube auch wieder zu investieren. Die Anlagen verkamen, Pannen und Unfälle häuften sich - und auch die Röhlinghauser Bevölkerung empfand Bonackers Trümmerhaufen bald als Bedrohung.
Damals führte die Königsgruber Straße noch quer über das Hüttengelände, mitten zwischen den Schächten und

Zu Bonackers Zeiten führte die Königsgruber Straße noch mitten durch die Zeche (Hintergrund)

der Kohleverladung hindurch. Das Passieren wurde immer mühseliger und gefährlicher. Rangierende Züge behinderten die Fußgänger und Kohleloren schwebten an schwer baufälligen Konstruktionen über ihre Köpfe. Kein Wunder, dass die Opfer seiner Wutausbrüche und Hasskampagnen Hand an den Übeltäter legten. Mehr als einmal soll Daniel Bonacker nach Zeugenaussagen auf offener Straße verhauen worden sein.

Als die Inhaber der Königsgrube Anfang der 1920er Jahre finanzstarke Partner oder Käufer suchten, handelten sie sich reihenweise Körbe ein. Niemand wollte Zeche Schrotthaufen kaufen. Selbst Krupp winkte ab: Statt so hohe Dividenden auszuschütten, hätte Bonacker lieber in die Königsgrube investieren sollen.
Schließlich kaufte 1925 ein Branchenneuling, die Deutsche Erdöl AG (heute DEA), die Zeche und warf als erste Sanierungsmaßnahme Bonacker raus. Röhlinghausen hatte der Wüterich dann freiwillig verlassen, weil er um Leib und Leben fürchtete. Wohl nicht ganz zu Unrecht. Bonacker starb hochbetagt in Detmold, soll Gerüchten zu Folge aber anonym in Röhlinghausen bestattet worden sein..

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